Donnerstag, 17. Juli 2014

Casting

Entgegen der Annahme, dass mein Hintern am Stuhl festkleben würde, war ich gestern bei einem Casting dabei. Das ist auf jeden Fall der spaßigere Teil der Arbeit. Man lernt neue Menschen und ihre Geschichten kennen, was der Reiz eines jeden Journalisten ist oder zumindest sein sollte.

Was sind Castings? Ein Casting ist ein kleiner Film über euren Protagonisten. Wofür gibt es Castings? Castings sind dazu gedacht, dass ihr eure auserwählten Protagonisten dem Sender, für den ihr das Format produziert, vorstellt. Natürlich sollen die Protagonisten authentisch wirken, aber es gibt ein paar Tricks um sie ins rechte Licht zu rücken.

1. Geht nie ohne Konzept aus dem Haus. Bereitet einen Fragenkatalog vor, der euren Protagonisten vorstellt. Es müssen keine typischen Fragen sein, ein paar kreative Fragen wirken durchaus erfrischend und heben den Prota hervor.

2. Die Kameraführung sollte dynamisch sein. Kennt ihr den Ort schon, an dem ihr das Casting dreht? Wenn ja überlegt euch, welche Ecken sich besonders für den Dreh und die Inhalte eignen. Bringt Abwechslung rein.

3. Zum Schluss könnt ihr entscheiden, welches Videomaterial nützlich ist. Pannen können immer rausgeschnitten werden. Nothing is perfect!

Dienstag, 15. Juli 2014

Aller Anfang ist schwer

Wenn man irgendwo neu ist, muss man sich zuerst einfinden. Natürlich ist das nicht leicht. Neue Stadt, neue Leute, eine neue Umgebung und vor allem ein neuer Job. Nicht aufgeben!

Meine ersten Wochen als Volontärin werde ich wohl am Schreibtisch sitzend verbringen. Ich hoffe, dass mein Po nicht am Drehstuhl festklebt und ich ihn mit nach Hause nehmen muss. Eine gründliche Recherche ist jedoch das A und O, um eine Sendung umsetzen zu können. Nur auf dieser Basis kann man die richtigen Protagonisten auswählen und sie in die eigene Geschichte einbauen. Es kommt immer darauf an, wen man sucht: Held oder Bösewicht? Opfer? Witzbolde oder Kobolde?

Protagonisten lassen sich aus der Kartei früherer Projekte finden, man muss nicht immer bei Null anfangen. Aber manchmal bleibt nichts anderes übrig. Wenn man die Auserwählten anruft, sollte man konkrete Fragen stellen, die sich auf die Inhalte der Sendung beziehen. Das ist immer abhängig davon, wo gedreht wird und was dargestellt werden soll. Ist der Protagonist offen und lustig oder redet er/sie nur von sich selbst? Welche Geschichte hat der Protagonist zu erzählen?

Dabei muss man immer im Hinterkopf haben, ob das bei den Zuschauern ankommt. Was einem selbst gefällt, gefällt noch lange nicht den Zuschauern in ganz Deutschland. Deshalb schaut euch das Konzept eures Formats an und passt eure Recherche sowie eure Fragen daran an.

Ich melde mich morgen wieder :)

Montag, 7. Juli 2014

Zeit ist kostbar

Das Prinzip "Zeit ist kostbar" gilt im Journalismus genauso wie in meiner aktuellen Situation. Der Umzug nach Köln steht an. Alles gar nicht so einfach. Bis ich dort eine Internetverbindung habe, kann es sicher auch etwas dauern. Aber dann kann ich euch direkt von meiner ersten Woche als Volontärin berichten.

Wenn ihr Lust und Zeit habt, könnt ihr euch zum Thema Volontariat auf folgender Seite informieren:
http://www.djv.de/startseite/info/themen-wissen/aus-und-weiterbildung/volontariat.html

Dann seid ihr vorerst beschäftigt :)

Dienstag, 1. Juli 2014

Nach Geld fragt man nicht

Die Gehaltsfrage wird immer "top secret" behandelt. Aber warum eigentlich? Hat man nicht das Recht zu erfahren, wie viel man als Volontär/in verdient? Woher soll man dann wissen, was "branchenübliche Vergütung" bedeutet? Die Frage nach dem Gehalt ist keine Schande. Es ist existenziell zu wissen, ob man unter- oder überdurchschnittlich bezahlt wird.

Das Gehalt bei einem Volo hängt von der Redaktion ab, in der man tätig ist. Man unterscheidet folgende Anstalten:

- Produktionsfirmen
- Online-Redaktionen
- Presse
- Privat und öffentlich-rechtlicher Rundfunk

Produktionsfirmen beliefern die Redaktionen mit Magazinbeiträgen, Reportagen, Dokus und anderen Formaten. Schätzungsweise 70% der Fernsehlandschaft sind das Werk von Produktionsfirmen. Das branchenübliche Bruttogehalt beträgt 1300€.

Online-Redaktionen zahlen wie folgt:
1. Ausbildungsjahr, Alter unter 22: 1411€
Alter über 22: 1796 €
2. Ausbildungsjahr, Alter unter 22: 1611€
Alter über 22: 2021€

Anders als bei den Produktionsfirmen gibt es bei den Zeitungen und Zeitschriften einen Tarifvertrag (Quelle: http://www.studieren-im-netz.org/nach-dem-studium/berufseinstieg/volontariat)
1. Ausbildungsjahr, Alter unter 22: 1607 €
Alter über 22: 1781 €
2. Ausbildungsjahr: 2065 €

Im privaten Rundfunk gilt nach § 2 Absatz 2 des Entgelttarifvertrages: 


http://www.connexx-av.de/upload/m4ff6f33241f11_verweis2.pdf
Im öffentlich- rechtlichen Rundfunk sind die Gehälter in den Intranetseiten der einzelnen Sender ersichtlich. Auf dieser Seite findet ihr jedoch eine Gehaltsdarstellung unterschiedlicher Sender sowie eine Beschreibung der jeweiligen Ausbildungen:
http://sarah-lindner.de/wp-content/uploads/2013/10/Volontariat_in__.-r._Sendern.pdf

Sonntag, 29. Juni 2014

Bewerbungen machen den Meister

Wer bereits weiß, wie man eine gute Bewerbung schreibt, hat schon mehrere schlechte geschrieben. Je öfter man schreibt, desto eher erkennt man die Stellen, die überarbeitungswürdig sind. Eine Bewerbung für ein Volo oder ein Redaktionspraktikum unterscheidet sich z.B. von einem Bewerbungsanschreiben bei einer Bank.

1. In der Kürze liegt die Würze
Ein Redaktionsalltag bedeutet Stress und Stress bedeutet wiederum, dass die Personen, die eure Bewerbung durchschauen, nicht viel Zeit zur Verfügung haben. Eine voll geschriebene DIN-A4-Seite bedeutet mehr Aufwand für die Sachbearbeiter. Außerdem will man sehen, dass ihr euch präzise ausdrücken könnt und eure bedeutendsten Qualitäten in das Anschreiben packt. Natürlich ist es ebenfalls wichtig stilistisch schön zu schreiben, aber das geht genauso gut mit weniger Sätzen.

(Quelle: av-mittelrhein.ibk.me)
Nicht nur im Anschreiben muss das Wichtigste hervorgehoben werden, sondern auch im Lebenslauf. Dort gehört nur das rein, was mit der Stelle zu tun hat oder was ihr im Anschreiben aufgegriffen habt. Habe ich z.B. ein Schulpraktikum absolviert, hat das wenig mit dem Redaktionsalltag zu tun. Benutze ich aber meine Nebenjobs, um nachzuweisen, dass ich gut im Team arbeiten kann, lasse ich sie im Lebenslauf ebenfalls stehen. Man sollte sich eine Sache merken: Nie etwas ins Anschreiben aufnehmen, was man nicht anhand von eigenen Beispielen belegen kann. Sätze wie "ich bin teamfähig, pünktlich, ehrgeizig" können in der Form schon längst nicht mehr in einem Anschreiben stehen. Warum ist man teamfähig? Wo hat man gelernt teamfähig zu sein?

2. "Fascinating people" gesucht
Habt ihr schon mal gehört, dass ProSieben nach "Fascinating people" sucht? Das bedeutet für eure Bewerbung, dass sie nicht langweilig sein darf. Lasst eurer Kreativität freien Lauf! Es geht in der Bewerbung darum, zu zeigen, dass ihr etwas Besonderes seid. Gleichzeitig heißt es, mutig zu sein und aus der Menge herauszustechen. Floskeln wie "hiermit bewerbe ich mich aufgrund der Online-Anzeige usw." könnt ihr komplett weglassen. Das nimmt nur den nötigen Platz weg, um wirklich auszudrücken, was ihr auf dem Kasten habt.

3. Interesse vorgaukeln
"Ich schaue jeden Tag VOX, vor allem finde ich Shopping-Queen toll." Dass ihr an der Redaktion Interesse habt, zeigt ihr, indem ihr euch bei dieser Redaktion und keiner anderen bewerbt. Ich würde darauf nur eingehen, wenn in der Anzeige explizit erwähnt wird, dass man reinschreiben soll, warum man sich gerade für diesen Sender bewirbt. Falls ihr eine Sendung toll findet, solltet ihr das am besten mit einem Vorschlag für eine neue Idee verbinden. Was könnte man in der Sendung für Themen behandeln? Was könnte man ändern? Daran sieht man, dass ihr weiterdenkt als andere.

4. Eigenlob stinkt
Falsch! Sich selbst zu loben ist eine wichtige Eigenschaft. Kleine Erfolge zu feiern, hält die Motivation am Leben. Im Anschreiben muss deutlich werden, dass ihr eure Qualitäten zu schätzen wisst und einsetzen könnt. Ihr sollt nicht schreiben "ich bin die/der Allerbeste", aber natürlich dürft ihr schreiben: "Ich schreibe fehlerfreie und spannende Texte, weil..." An dieser Stelle darf die Begründung nicht fehlen und dann wirkt das Ganze gar nicht arrogant oder eingebildet: "..., weil ich aus jeder Jahreshauptversammlung einen humorvollen Text schreibe und nicht nur die rohen Fakten aufnehme." Dazu noch die passende Arbeitsprobe und schon stimmt das Gesamtbild.

5. Alles zertifiziert
Nachweise für Praktika, Workshops usw. sind notwendig, um zu belegen, dass ihr all die Kenntnisse wirklich erworben habt. Das heißt jedoch noch lange nicht, dass ihr Qualifikationen, die ihr eigenständig erarbeitet habt, nicht in das Anschreiben reinnehmen dürft. Seid ihr fleißig und arbeitet vielleicht Zuhause an Schnittprogrammen und versucht euch immer weiterzubilden, wo es geht? Dann schreibt das unbedingt rein. Immerhin könnt ihr eure Fähigkeiten später nachweisen, falls es erwünscht ist.

6. Rollentausch
Stellt euch nun mal vor, ihr würdet jemanden in eure Redaktion aufnehmen wollen und lest euch eure Bewerbung durch. Würdet ihr euch selbst einstellen? Wenn ja, warum? Was ist gut gelungen und was eher schlecht? Wirkt ihr selbstbewusst oder eher eingeschüchtert?

Wenn ihr die Punkte berücksichtigt, bekommt ihr kein langes Bewerbungsanschreiben, aber dafür eins, das eure Individualität hervorhebt. Ihr zeigt, dass ihr in wenigen Sätzen eure Qualifikationen begründet ausdrücken könnt. Denn ein Bewerbung zu schreiben ist nichts anderes, als seine Qualifikationen und seine Arbeitsleistung "zum Kauf anzubieten". Je attraktiver das Angebot, desto begehrter ;).


Samstag, 28. Juni 2014

Auf dem richtigen Pfad

Ich möchte eine Sache klarstellen: Ein Volo ist nicht der einzige Weg in den Journalismus. Auch ohne Volo kann man eine Stelle finden, wenn man genug praktische Erfahrung nachweisen kann. Das Volo bildet jedoch den gängigsten Einstieg, laut DJV (Deutscher Journalisten-Verband) absolvieren rund 80% der Berufseinsteiger eins. Sicherlich könnte man auch die Eignungsprüfung einer Journalistenschule über sich ergehen lassen. Mein Gedanke dabei war, endlich praktisch arbeiten zu dürfen und ins Berufsleben einzusteigen, um endlich mein eigenes Geld zu verdienen. Das heißt keineswegs, dass es bei der Ausbildung in einer Journalistenschule kein Geld gibt. Abhängig von der Journalistenschule bekommt man im Monat 870€ - 1200€ Ausbildungsbeihilfe, teilweise wird auch ein Darlehen um die 500€ monatlich gewährt, das später ohne Zinsen zurückgezahlt werden muss.

Wenn ihr euch dafür entschieden habt ein Volo zu absolvieren, werdet ihr auf meinem Blog weiterhin hilfreiche Tipps finden. In den nächsten Tagen werde ich euch etwas zu folgenden Themen erzählen:
1. Wie schreibe ich eine gute Bewerbung für ein Volo oder für ein Praktikum?
2. Wie viel Gehalt bekomme ich als Volontär in den verschiedenen Redaktionen (Presse, Radio, Fernsehen)?
3. Wie lässt sich ein gutes Volo von einem "Abzocke-Volo" unterscheiden?


Freitag, 27. Juni 2014

Wie beginne ich meine journalistische Karriere?

Zu allererst musst du prüfen, ob du für den Beruf des Journalisten geeignet bist. Schreibst du gerne Texte mit Pfiff, bist stets neugierig und hast im Gefühl, wofür Menschen sich interessieren? Du hast immer eine Frage parat und weißt, wie du die Antwort darauf verpacken kannst? Herzlichen Glückwunsch, du hast die ersten Grundlagen ein Journalist zu werden. Konntest du die Fragen nicht mit "Ja" beantworten, solltest du dir vielleicht noch mal überlegen, ob deine Stärken und Vorlieben nicht woanders anzusiedeln sind.

1. Studium

Ohne ein Studium wird es im Journalismus schwierig, aber nicht unmöglich. Die Ansprüche reichen so weit, dass in manchen Redaktionen sogar ein Masterstudium fürs Volo vorausgesetzt wird. Ein B.A.-Studium reicht meistens aus. In welche Richtung das Studium geht (Rechtswissenschaft, Naturwissenschaft) ist im Grunde genommen nicht wichtig. Die Studienwahl bietet jedoch Vorteile, da man auf seinem Gebiet dann Expertenwissen nachweisen kann. Beim ZDF werden ausdrücklich folgende Studienrichtungen verlangt:
-Naturwissenschaften
- Netzkompetenz/Informatik
- Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Medienmanagement
- Rechtswissenschaften

In anderen Redaktionen findet man auch mit Medienwissenschaften oder Kommunikationswissenschaften einen Volontariatsplatz. Viel wichtiger ist nicht der Schwerpunkt des Studiums, sondern die Praxis, die das Ganze abrundet.

2. Praktische Erfahrung

a) Praktika
Das A und O fürs Volontariat bildet die praktische Erfahrung und die muss meist während des Studiums (Semesterferien) erfolgen. Der erste Schritt ist bei den meisten ein Praktikum. Das sollte aber keineswegs beliebig gewählt werden, sondern strategisch. Der Hintergedanke muss sein: Wo will ich hin? Zur Auswahl stehen anfänglich das Pressepraktikum und das Radiopraktikum, denn für das Fernsehpraktikum muss man bereits Erfahrung nachweisen können. Will jemand gezielt bei Presse oder Radio arbeiten, bekommt er durch das Praktikum einen perfekten Einstieg. Ist die Fernsehredaktion das Endziel, sollte man unbedingt beim Radio ein Praktikum anfangen, nicht bei der Zeitung. Nicht umsonst wird unter Rundfunk Fernsehen und Hörfunk zusammengefasst, denn die beiden Medien haben viele Gemeinsamkeiten. Auch wenn es graduelle Unterschiede zwischen Radio- und Fernsehsprache gibt, sind Vertonung und Schnitttechniken für beide Medien übergreifend.   Wartezeiten für Praktika können ein Jahr betragen, teilweise länger oder kürzer. Bekommt man jedoch nicht das gewünschte Praktikum, kann man bei Freien Radios oder Offenen Kanälen qualifizierte praktische Erfahrungen sammeln. Während man bei bekannten Radiosendern nur O-Töne (Original-Töne) sammelt, kann man beim Freien Radio ganze Sendungen gestalten und moderieren sowie eigene Beiträge erstellen.

b) Freie Mitarbeit
Freie Mitarbeit hört sich ernster an als sie ist. Viele trauen sich den Schritt in die Freie Mitarbeit nicht zu, dabei kann man sich bereits nach einem beliebigen Praktikum für eine Freie Mitarbeit bei einer regionalen Zeitung bewerben. Anders als beim Praktikum arbeitet man völlig selbstständig. Man erhält Aufträge von der Redaktionsassistenz, die man je nach Zeitplan annehmen oder absagen kann. Oft beginnt man mit einem kleineren Artikel und steigert sich nach und nach. Wichtig ist, dass man eine gute Kamera besitzt, da häufig keine gestellt wird. Ein Tropfen Selbstbewusstsein für die Aufträge kann auch nicht schaden. Aufträge im Kulturressort sind z.B. Theaterveranstaltungen und im Regionalressort Jahreshauptversammlungen und Stadtfeste. Insgesamt gibt es eine große Palette an Themen. Das Entscheidende ist, dass man seine eigene Ideen in die Texte einbaut. Wenn man zu einer Veranstaltung geht, muss man im Hinterkopf haben, wie man seinen Artikel aufbaut. Danach richten sich nämlich die Fragen, die man dort stellt.

Grundsätzlich kann man nicht sagen, je mehr Praktika, desto besser. Es kommt darauf an, was man während des Praktikums lernt. Produziert man eigene Inhalte oder ist man nur Laufbursche? Darf man selbstständig arbeiten und eigene Ideen verwirklichen? Insofern rundet eine Freie Mitarbeit die Erfahrung aus einem Praktikum ab. Sie gibt dem angehenden Journalisten Raum kreativ zu denken und aus den gegebenen Grundlagen seine eigene Geschichte zu bauen.